Für diesen Urlaub hatte ich einiges an Büchern eingepackt und auch das ein oder andere Spiel. Erstaunlicherweise haben sowohl Spiele als auch Bücher sehr gut zueinander gepasst, denn es ging bei allem irgendwie um Krisensituationen – Klimakrise, Apokalypse, Utopie.
Parts per Million – Theresa Hannig
Theresa Hannig, die zu meinen Lieblingsautorinnen und heimlichen Vorbildern zählt, hat ein Buch veröffentlicht, das aktueller nicht sein könnte. In „Parts per Million“ wir die Frage aufgeworfen, wie viel „reiner“ Protest bringt und wie sinnvoll Straftaten wie Sachbeschädigung, Verletzten von Personen etc. sind, um die Aufmerksamkeit auf die Klimakrise zu lenken. Die Hauptfigur rutscht immer tiefer in den Sog, bis es zu spät ist, und auch als Lesende hat man irgendwann das Gefühl, dass ein Tipping Point erreicht ist, ab dem die Aktionen nicht mehr nützlich sondern schädlich für die Klimabewegung sind.
Proxi – Aiki Mira
Dieses Buch hat mich zuerst geschockt und gleichzeitig herausgefordert. Mit einer überspitzt futuristischen Sprache fällt es zunächst schwer, mit den Figuren und der Handlung zu connecten. Genauso schwer, wie es den Figuren fällt, sich in der postapokalyptischen Welt, die mal Wüste, mal Sandsturm, mal verschlingender Malstrom ist, zurecht zu finden. Die Utopie zeigt sich eher zwischen den Zeilen, in den zwischenmenschlichen Handlungen und dem Verständnis über Herkunftsgrenzen und Spezies hinweg. Ein schwieriges Buch mit viel Raum zum Interpretieren und Nachdenken – aber auch mit vielen Anstößen zum Mitnehmen
Atlas der KI – Cate Crawford
Kate Crawford blickt hinter den Hype von KI und analysiert, welche Kosten wir als Gesellschaft tragen, wenn wir angeblich kostenlose KI-Modelle und -Services nutzen. Angefangen von Rohstoffen für Rechenzentren und Smart Devices, über unethische Datenerhebung bis zu Bias in Modellen und Anwendungen – Der Atlas der KI bietet eine breite Landkarte von Auswirkungen, die KI auf unsere Gesellschaft hat.
Menschenschutzgebiet – Uli Burchardt
Ich wusste zunächst nicht, welches Buch ich da in den Händen hielt, bis ich ungefähr halb durch war. Es beginnt wie eine Mischung aus Autobiografie und Sachbuch zu Bio-Landwirtschaft und wandelt sich dann in einen Erfahrungsbericht des Konstanzer Bürgermeisters Uli Burchardt. Viele Punkte fand ich nachvollziehbar, einiges fragwürdig und vieles verständlich angesichts einer politikverdrossenen Gesellschaft und dem Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und CO2-Neutralität. Konstanz hat scheinbar einen guten Weg gefunden, aber für mich ist noch immer fraglich, ob sich diese Erfahrungen 1:1 auf andere Städte übertragen lassen werden.
e-Mission
Als Kennerspiel des Jahres wurde e-Mission gewählt, ein Spiel, das sich so realistisch anfühlt, dass es schon fast gruselig ist. In dem kooperativen Setup übernimmt man die Rolle einer Weltmacht und versucht gemeinsam mit dem Rest der Welt Schadstoffe zu minimieren und den weltweiten CO2-Ausstoß zu senken. Dazu spielt man Projekte aus (die allesamt auf realen Projekten basieren) und hofft dadurch, Wetterkatastrophen und höhere Temperaturzahlen zu vermeiden. Schnell wird deutlich: Ein Aufhalten des Klimawandels ist nur möglich, wenn alle an einem Strang ziehen.
Wer nach all diesen Büchern und Spielen noch denkt, die Welt würde sich „von alleine“ zum Besseren wenden, hat nichts dazu gelernt. Wir müssen aktiv werden, um die Zukunft so zu gestalten, dass wir in 20, 50, 100 Jahren noch in einer lebenswerten Welt leben können.