Mein Traum: Arbeiten und Reisen miteinander verbinden – mein Wohnmobil als rollendes Home Office. Ich möchte neue Orte entdecken, am liebsten jeden Tag woanders sein, frei entscheiden, wohin die Reise geht, und trotzdem zuverlässig meine Arbeit erledigen.
Mit meinem neuen Wohnmobil kann ich mir diesen Traum endlich erfüllen. Zwei Bordbatterien sorgen für eine stabile Stromversorgung, über mein Smartphone richte ich mir einen Internet-Hotspot ein – mehr brauche ich nicht, um mit meinem Laptop arbeiten zu können. Ende März ging es los: Ich machte mich auf den Weg Richtung Osten, wollte ein paar Städte erkunden und mich danach einfach treiben lassen, bleiben, wo es mir gefiel, und mich überraschen lassen, wohin mich die Reise führt. Große Pläne hatte ich nicht – ich wollte mich ganz auf dieses neue Abenteuer einlassen und herausfinden, wie es sich anfühlt, unterwegs zu arbeiten und zu leben.
Turns out – ganz so einfach ist es dann doch nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen. 😄 Ich habe euch hier meine sechs Learnings aus zwei Wochen Vanlife aufgeschrieben – und da kommen sicher noch ein paar dazu.



Großstädte: naja …
In meinem Kopf hatte ich mir vorgestellt, von Stadt zu Stadt zu fahren, mir Sehenswürdigkeiten anzuschauen und dann weiterzuziehen. Doch schon nach den ersten Stopps war mir klar: Städte brauche ich eigentlich nicht unbedingt. Klar, Erfurt, Dresden, Leipzig – wunderschön, keine Frage. Aber auch stressig: viel Verkehr, wenige Stellplätze, viele Menschen, viel Trubel … all das, was ich unterwegs eigentlich gar nicht suche. Anfangs hat mich das ziemlich verunsichert, und ich habe sogar mein ganzes Vorhaben kurz infrage gestellt. Für die Reiseplanung war es zwar einfacher, sich von Stadt zu Stadt zu hangeln, aber letztlich habe ich gemerkt: Mehr „Land“ und Landstraßen – und ab und zu ein kleines, charmantes Städtchen – sind genau mein Ding. Nachdem ich das für mich erkannt hatte, konnte ich die Reise viel mehr genießen. Heilbronn oder Rothenburg ob der Tauber waren zum Beispiel richtig entspannt und einladend.
Strom und Internet habe ich ja … aber!
Gutes WLAN am Stellplatz ist einfach Gold wert. Auch wenn ich mit Hotspot & Co. meist problemlos ins Internet komme, muss ich trotzdem irgendwann zwei Geräte laden und dauerhaft mit Strom versorgen – Laptop und Smartphone für den Hotspot. Und ja, irgendwann ist auch das größte Datenvolumen einfach aufgebraucht. Manchmal landet man sogar auf Stellplätzen mit schlechtem oder gar keinem Empfang (schockierend, ich weiß!). Umso hilfreicher, wenn man eine Stellplatz-App hat, bei der man auch nach Handyempfang filtern kann.
Auch die Stromversorgung hatte ich mir etwas einfacher vorgestellt. Ich dachte: Mein Laptop-Akku hält locker einen Tag, also alles easy. Heißt aber auch, dass ich spätestens am nächsten Tag wieder irgendwo sein muss, wo ich Strom von außen bekomme. Laden über die Bordbatterie war (noch) keine Option, weil mir das passende Ladegerät fehlte – ist aber inzwischen unterwegs. Zum Glück gab es auf vielen Stellplätzen häufiger Strom, als ich dachte! Besonders diese kleinen Ladesäulen haben es mir angetan: Mit ein paar Cent kam ich erstaunlich weit. Und danke nochmal an den netten Camper in Rothenburg, der mir seine Steckdose angeboten hat, weil da „noch ein paar Cent drin“ waren – damit hatte ich tatsächlich das ganze Wochenende Strom. 😄


Vanlife ist manchmal einsam.
Ich bin gern allein. Trotzdem habe ich die Momente sehr genossen, in denen ich unterwegs Leute treffen konnte oder Termine vor Ort hatte. Einerseits hat das meiner Reiseroute Struktur und Sinn gegeben, andererseits war es einfach schön, mal wieder persönlich mit Menschen zu sprechen. Klar, im Job rede ich remote ständig mit Kolleg:innen, aber auch mal Co-Working zu nutzen oder zu einem Vortrag zu gehen, tat richtig gut.
Das Fahrrad war eine sehr gute Idee!
Egal ob für den schnellen Einkauf, etwas Bewegung zwischendurch oder das Pendeln in die Innenstadt – ich habe mein Fahrrad super oft genutzt. Stellplätze, gerade in größeren Städten, liegen oft nicht besonders zentral (große Ausnahme: der Stellplatz in Dresden, quasi direkt am Goldenen Reiter!). Da war es perfekt, einfach das Rad abzuladen und loszufahren. Oder die Umgebung lud zu einer kleinen Fahrradtour ein, wie zum Beispiel in Rothenburg ob der Tauber.


Vanlife kostet Zeit.
Auch wenn Vanlife immer nach großer Freiheit und viel (Frei-)Zeit klingt – es kostet tatsächlich Zeit, unterwegs zu sein und zu arbeiten. Ich habe oft viel Zeit mit Fahren verbracht, meist morgens vor der Arbeit, weil ich den Feierabend schließlich vor Ort genießen wollte. Außerdem musste ich mich um Dinge wie Frisch- und Abwasser kümmern, Stellplätze und Routen recherchieren … Aufgaben, die man im Urlaub irgendwie nebenbei erledigt, weil sie dazugehören, die hier aber zusätzlich zum normalen Arbeitsalltag anfallen. In der kurzen Zeit, in der ich unterwegs war, habe ich noch nicht den perfekten Rhythmus für mich gefunden – und Zeit für Sport oder andere zeitaufwendigere Hobbys blieb eher knapp.
Ich arbeite tatsächlich sehr produktiv im Wohnmobil.
Ich glaube, das lag am Minimalismus. Zu Hause im Home Office habe ich eine extra Maus und Tastatur, einen zweiten Bildschirm, Notizzettel … hier reicht der Laptop. Ein Bildschirm, fertig. Dadurch habe ich echt viele Aufgaben abgearbeitet, bei denen ich mich normalerweise schnell von E-Mails oder Teams-Nachrichten ablenken lasse. Besonders die „offline“ Aufgaben waren super – einfach mal bewusst den Laptop zuzuklappen (und dabei auch noch Strom zu sparen). Das würde ich zu Hause im Home Office vermutlich nie machen, aus der Sorge, etwas zu verpassen.
Was nehme ich nun aus dieser ersten Erfahrung mit? Es war genau das – eine erste Erfahrung. Es lief nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte, denn es war wesentlich anstrengender als gedacht. Trotzdem hat es mir sehr gefallen. Die zwei Wochen haben mir neue Perspektiven eröffnet, mich dazu gebracht, viel über mich selbst und meine Gefühle nachzudenken, und mir Grenzen aufgezeigt, die ich entweder überwinden konnte oder noch überwinden werde. Ich habe atemberaubende Landschaften gesehen und Orte entdeckt, die schon lange auf meiner Wunschliste standen.
Mit ein paar Anpassungen (Ladegerät, Plan und so weiter) werde ich diese Erfahrung gerne wiederholen. Allerdings glaube ich nicht, dass ich in Zukunft länger als 1-2 Wochen unterwegs sein werde. Ich schätze die Auszeit und den Perspektivwechsel, doch meine Alltagsroutine mit Sport sowie der Kontakt zu meinem Partner und meinen Freunden – all das fehlt mir im Vanlife, wo sie doch ziemlich weit entfernt sind.
